Warum Krafttraining

Im Trialsport

Woran denken viele Menschen, wenn sie Krafttraining hören? Oftmals an Bodybuilding und das Ziel, breit zu werden und/oder gut auszusehen. Doch im Trial geht es um etwas ganz Anderes. Professionelle Athleten sind oft von schlanker Statur und bringen trotzdem große Kraft-Leistungen. Die Fahrer springen von unglaublichen Höhen in die Ebene oder schnell gegen steinige Hindernisse. Dabei sind natürlich eine saubere Technik und die Zusammenarbeit mit dem Motorrad entscheidend, aber es gilt auch: je größer die Hindernisse und Sprünge, desto größer die Kräfte, die auf den Körper wirken.

Inhaltsverzeichnis

1. Die Theorie
2. Die Schwierigkeit dahinter
3. Wie stärken wir unseren Körper
4. Fazit

Lesezeit: 6 Minuten

Die Theorie

Prinzipiell ist es simpel: In jeder Sportart, die dir ein hohes Maß an Koordination in den verschiedenen Techniken abverlangt, kannst du deine sportlichen Leistungen durch Optimierung der Techniken verbessern. Im Trialsport sind das die verschiedenen Fahrtechniken, die du durch Spaß am Fahren und somit viele Wiederholungen verbesserst. Allerdings verlangt der Trialsport auch bestimmte körperliche Attribute wie Ausdauer, Schnelligkeit oder Kraft. Es gibt also ein Limit an sportlicher Leistung, welches unter Anderem durch deinen aktuellen körperlichen Zustand bestimmt wird.

Während beispielsweise über einen Fahrtag die Grundlagenausdauer wichtig ist, sind bei einzelnen Fahrmanövern oft Schnelligkeit oder Maximalkraft entscheidend. Wenn du beispielsweise das Hinterrad entlasten möchtest, reicht eine perfekte Technik nicht aus, wenn dir die Kraft fehlt, den Stoß der Stufe abzufangen. Hier kommt das Krafttraining ins Spiel. Mit gezieltem Training kannst du schneller und spezifischer Fortschritte machen und deinen Körper stärken.

Im folgenden Diagramm siehst du eine Veranschaulichung der „Entlasthöhe“ deines Hinterrades. Mit  fortschreitenden Wiederholungen (auf der x-Achse nach rechts) in deinem Fahrtraining wird diese höher (y-Achse nach oben), da dein Zusammenspiel von Körper, Gas, Kupplung und Fahrwerk präziser wird. Allerdings bist du begrenzt durch deine Maximalkraft; wenn du zwar eine herausragende Technik durch viel Training erreicht hast, aber deine Kraft noch nicht ausreicht, um dem Gegendruck der Stufe/deines Fahrwerks standzuhalten, dann wirst du auch nicht elegant bis oben auf die Stufe fliegen. Erst wenn dein Kraftniveau ausreicht, um dein Fahrwerk maximal gegen die Stufe zu komprimieren sowie abzuspringen, kannst du auch eine gut entwickelte Technik voll ausnutzen.

Blaue Kurve: niedriges Kraftniveau    Lila Kurve: Mittleres Kraftniveau      Rote Kurve: Hohes Kraftniveau

Die Schwierigkeit dahinter

Kraft ist nicht alles - die Anforderungen sind beim Trialsport sehr komplex: Neben einer guten Grundlagenausdauer für langes Training und Wettkämpfe benötigst du auch eine hohe Kurzzeit- und Kraftausdauer für intensive Anstrengungen, Schnelligkeit für schnelle Impulse bei z.B. Steinketten, sowie eine hohe Koordination. Diese muss auf vielen Ebenen gut sein – von der Hand-Kupplungskoordination über feine Gasdosierung bis hin zur räumlichen Orientierung für Drehungen nach Links und Rechts.

Es wird dich nicht weit bringen, nur einen Aspekt speziell zu trainieren. Du musst deine Technik und körperlichen Attribute als Kettenglieder betrachten, die ineinandergreifen: Eine Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Finde heraus, was dein schwächstes Glied ist, und trainiere es. Wenn du beispielsweise nicht lange auf den Rasten stehen bleibst und konzentriert bleiben kannst, ist die Ausdauer dein Problem. Hast du Schwierigkeiten mit Kurven, Drehungen oder Versetzen in nur in eine der beiden Richtungen, kannst du deine räumliche Wahrnehmung und Koordination in diesem Bereich gesondert trainieren. Und du dir mit der Umsetzung von kraftaufwändigen Fahrtechniken schwer tust, oder dir beispielsweise ein kräftiges Nicken durch den Nacken fährt, wenn du einen Stein runterspringst, wird Krafttraining deine Performance auf dem Motorrad weiterbringen.

Wie stärken wir unseren Körper

Wichtig ist, das Training nicht zu kompliziert zu machen und den Fokus zu setzen. Wir wollen Übungen, die unsere spezifischen Anforderungen auf dem Motorrad unterstützen. In unserem neuesten Tutorial findest du drei Übungen, die simpel sind und dir helfen, deine Bewegungsabläufe auf dem Motorrad zu stärken und koordinativ besser zu werden.

Eine davon ist die Kniebeuge. Solche Übungen helfen nicht nur, die Muskeln zu trainieren, die du fürs Fahren brauchst, sondern auch, die Bewegungsabläufe zu verinnerlichen. Konzentriere dich darauf, die Übungen perfekt auszuführen. So schleifen sich gleichzeitig der Bewegunsablauf ein und wird automatisiert. Das hilft dir, beim Fahren deinen Fokus auf andere wichtige Aspekte wie Kupplung oder Gas zu legen und so schneller besser zu werden.

Fazit

Einige von euch denken sich jetzt vermutlich:

„Aber warum Krafttraining machen? Ich kann doch einfach ganz oft fahren, dann wird mein Körper genau in den Bewegungen stark, die ich benötige!“

Das stimmt auch. Aber es braucht deutlich länger, der Fortschritt in bestimmten Fahrtechniken kann frustrierend langsam sein und du lässt außerdem ungenutztes Potenzial liegen; während man meistens einige Tage unter der Woche hat, in denen man nicht auf den Rasten steht, hält dich währenddessen nichts davon ab, an deinen Schwachstellen zu arbeiten. Ergänz dein Training auf dem Motorrad mit Training deines Körpers, und du wirst schneller und nachhaltigere Fortschritte machen (Und dich mal ganz davon abgesehen auch besser fühlen)!

Die Basics dazu findest du in unserem neuesten Tutorial, das jetzt auf unserer Plattform verfügbar ist. Hierbei konzentrieren wir uns erstmal auf 3 Übungen, die dir neben der gesteigerten Körperkraft auch durch das Lernen der Bewegungsabläufe selbst weiterhelfen. Außerdem kann man sie überall durchführen (z.B. auch nach dem Fahren) und unsere Einstiegs-Routine ist so entworfen, dass du in 10 bis 15 Minuten fertig bist damit. Keine Ausreden!

Bis dahin, und lass die Füße oben!

- Jan und Felix